Jede "Abhängigkeit" von etwas - egal was - ist meiner Meinung nach eine Krankheit, ja.
Es hat nichts mit dem Alter zu tun!
Suchtverhalten kann man gegenüber allem entwickeln. Es gibt natürlich Dinge die körperlich süchtig machen - wie Alkohol, Heroin etc. - aber man kann von so gut wie allen Dingen *seelisch* abhängig werden und niemand sollte das Problem kleinreden.
Insofern - es ist vor allem wichtig dass derjenige der süchtig ist zur Einsicht kommt. Leider kann ich Dir nicht sagen was Du machen sollst...
Ich war/bin Internetsüchtig, mittlerweile aber wieder etwas beherrschter - das hat sich aber erst wieder ergeben als sich mein Ex von mir trennte.
Jetzt im Nachhinein sage ich, dass ich stark süchtig war - und ich muss in der Hinsicht immer aufpassen. Bei mir hat nur ein sehr starker Schock gewirkt.
Jetzt benutze ich das Internet nur noch um mit Freunden zu kommunizieren und begrenze meine Zeit beim "herumsurfen" (wie hier jetzt oder auch in Foren) strikt auf ein oder zwei Stunden täglich (eher weniger).
Außerdem ist für mich jetzt wieder klar, das Menschen die neben mir stehen, die in der gleichen Wohnung sind, immer die Priorität haben müssen vor denen mit denen ich nur über das Internet spreche. Geschweige denn Computerspiele.
Für mich war es *Fluchtverhalten* - ich habe mein Leben wie es war nicht ausgehalten. (Wobei dann die Frage ist, inwiefern Suchtverhalten nicht immer Fluchtverhalten ist)
Ich habe mir da Selbstbestätigung geholt die ich im Alltag nicht fand und habe mich richtiggehend "in den Computer geflüchtet".
Es war "Ersatzbefriedigung" für andere Dinge die mir fehlten, aber das habe ich damals nicht verstanden.
Für mich ist aber nicht unbedingt die Zeit entscheidend die man am PC verbringt um die Diagnose "Sucht" zu stellen sondern eher, *warum* jemand so viel Zeit davor verbringt.
Soll heißen: Auch heute kann es vorkommen das ich mal einen ganzen Tag immer wieder am Rechner bin - oder das ich mal drei Stunden an einer einzigen Mail sitze.
*Aber* - ich flüchte mich nicht mehr - ich mache den Rechner nicht mehr automatisch an nur weil ich wach bin und ich ignoriere meine Umgebung nicht mehr zugunsten von irgendwelchen Webinhalten.
Mittlerweile benutze ich das Internet eher zur Kommunikation via Email mit meiner besten Freundin, oder mit meinem Partner - aber nicht mehr als "Ozean zum irgendwohin fliehen"
Also... man kann nicht sagen, das jeder, der viel am PC sitzt deshalb gleich süchtig ist. Es kommt darauf an, warum und wie er das tut.
Wenn er "erwartet" das ihm das Essen an den PC geliefert wird, würde ich ihn bitten, den Rechner während des Essens auszumachen weil das kein gutes Vorbild für das Kind ist und weil gerade die Gespräche beim Essen für Kinder wichtig sind - für die ganze Familie.
Man kann sich ja auf grundsätzliche Regeln einigen zur PC-Benutzung (oder auch zur Fernsehbenutzung).
Z. B. eben, dass die Mahlzeiten keine Fernseh- und PC-freie Zeit sind sondern "family-Bonding-Time" (Zeit in der der Zusammenhalt der Familie, das sich gegenseitig kennen und verstehen, gestärkt wird). Andererseits aber auch, wenn er sich darauf einlässt, dann Deinerseits das Versprechen dass Du ihn nicht anmeckerst wenn er sich dann zu anderen Zeiten an den Rechner setzt - selbst wenn Du findest, er sitze zuviel davor.
Meines Erachtens solltet Ihr einfach feste Regeln abmachen - an die Du Dich dann aber genauso halten musst: Ihn eben auch in Ruhe lassen, selbst wenn es Dich nervt das der Rechner vier Stunden am Tag läuft.
Entscheidend ist ja wohl nicht die Menge der Zeit die er davor sitzt sondern die Qualität und Länge der Zeit die er mit Euch verbringt...
Ich denke mir hätten damals klare Regelungen geholfen - und zwar nicht welche die mit Vorwürfen vorgebracht wurden sondern eher welche die sich darauf beziehen, dass er *vermisst* wird wenn er sich ins Internet/ in den Computer "beamt".
Also weniger ein vorwurfsvolles "Du hockst nur vor dem Computer, das solltest Du nicht" sondern eher ein "Ich möchte so gerne wieder mehr mit Dir kuscheln/sprechen/spielen..." Was auch immer Du wirklich vermisst.
Ich weiß aber auch wie schwer es ist - wenn er wirklich süchtig ist.
Was ich nicht machen würde - ihm sein Essen an den PC liefern - nicht, wenn Ihr gemeinsam essen könntet. Wenn er essen am PC möchte sollte er sich dann sein Essen auch alleine machen müssen, außer es ist eine Ausnahme.
Also: Ja, es gibt Computersucht.
Es ist eine seelische Abhängigkeit nicht eine körperliche, aber deshalb nicht weniger eine Sucht.
Ich bin mir aber nicht sicher inwiefern es bei Deinem Freund nun eine Sucht oder schlichtweg eine Angewohnheit ist die Euch strapaziert.
Ich hoffe Du findest einen Weg...